
Veterinärzahnheilkunde für Ihre Lieblinge

Dr. med. vet. Crina Dragu
25.06.2024
Veterinärzahnheilkunde für Ihre Lieblinge
Warum brauchen wir gezielte orale Untersuchungen?
Tiere zeigen grundsätzlich ihren Schmerz nicht so wie wir. Vor allem bei Beutetieren (Kaninchen, Nager) ist es überlebenswichtig und instinktiv verankert, keinen Schmerz zu zeigen. Das bedeutet für uns als Tierhalter und Tiermediziner, dass wir Krankheiten und Funktionsstörungen proaktiv suchen müssen, um bei unseren Tieren unsichtbares Leiden zu vermeiden.
Die Aufrechterhaltung einer guten Zahngesundheit ist wichtig für das allgemeine Wohlbefinden unserer Tiere. Orale Krankheiten können, wie beim Menschen, Folgen im restlichen Körper haben und lokal akuten oder chronischen Schmerz verursachen.
Regelmäßige Zahnpflege, Wissen um artspezifische Bedürfnisse und tierärztliche Kontrollen sind unerlässlich. Allgemeintierärzte müssen mit Zahnspezialisten oder Exotenmediziner*innen zusammenarbeiten, damit der individuell beste Weg gefunden wird.
Prophylaxe
- Routinemassnahmen gegen Zahnerkrankungen, bevor sie entstehen.
- Bei Hunden und Katzen: regelmässiges Zähneputzen mit spezieller Zahnpasta, zahnfreundliche Kauartikel, zahngesunde Ernährung (keine weiche, zuckerhaltige menschliche Nahrung).
- Harte Kauobjekte brechen Zähne, ohne sichtbare Beschwerden – echte Knochen oder Horn sind tabu!
- Eine professionelle Zahnreinigung durch Tierärzt*innen ist jährlich empfohlen (sichere Anästhesie ist Standard).
- „Zahnreinigung ohne Narkose“ bei wachen Tieren ist nutzlos und gefährlich – nur unter Narkose mit Intubation durch Tierärzt*innen!
- Bei Nagetieren/Hasen: geeignete Kaumaterialien und ballaststoffreiche Ernährung (Heu) täglich – ihre Zähne wachsen lebenslang.
- Regelmässige Kontrollen verhindern Überwachsen oder Fehlstellung.
Anzeichen einer Zahnerkrankung
Hunde & Katzen
- Halitosis (schlechter Mundgeruch)
- Vermehrtes Speicheln
- Schwierigkeiten beim Fressen oder Kratzen am Maul
- Rotes oder blutendes Zahnfleisch, sichtbarer Zahnbelag
- Bevorzugung weicher Nahrung, Gesichtsschwellung
- Verhaltensänderungen wie Reizbarkeit oder Rückzug
Nagetier & Hase
- Zu lange Schneide- oder Backenzähne
- Verminderter Appetit, Gewichtsverlust, Speichelfluss
- Gesichtsschwellung, veränderte Essgewohnheiten
Wann sollten Sie zum Tierarzt?
Sofortige Hilfe nötig bei:
- Abgebrochene Milchzähne bei Welpen (Narkose & Entfernung)
- Akutes Zahn- oder Weichgewebstrauma
- Kieferfrakturen, Stürze, Verkehrsunfälle (z. B. Katzen)
Routinemassnahmen:
- Hunde & Katzen: mindestens jährliche Zahnkontrolle, bei Klein- oder Brachycephalrassen öfter erforderlich
- Nager & Hasen: zahnärztliche Kontrolle alle sechs Monate, bei Auffälligkeiten sofort
Zahnärztliche Eingriffe
- Routine-Zahnreinigung und Politur
- Bei fortgeschrittener Erkrankung: Zahnentfernung oder chirurgische Eingriffe
- Bei Nager/Hasen: Beschneiden überwachsener Zähne oder Korrektur von Fehlstellungen (unter Narkose/Sedation)
Warum Proaktivität entscheidend ist
Tierzahnheilkunde lebt von Vorsorge und regelmäßiger Kontrolle.
Wir möchten Zähne lieber pflegen als operativ entfernen.
Durch Aufklärung, Früherkennung und rechtzeitige Behandlung können Tierhalter zur Gesunderhaltung und Schmerzfreiheit ihrer Tiere beitragen.